Jöchliturm (2335 m) - Altmann (2435 m): Ein Hauch von Winter im Hochsommer
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Von den höchsten Alpsteingipfeln ist der Altmann (2435 m) aus alpinistischer Sicht sicher der interessanteste. Der formschöne Berg ist aus bombenfesten Schrattenkalkschichten aufgebaut, die eine Reihe einladender Grate und Kamine bilden. Im Übrigen lässt sich der Altmann ideal in eine Traversierung des Alpsteins von West nach Ost oder umgekehrt einbetten. Die Aussicht vom Gipfel ist -wie nicht anders zu erwarten- umfassend und weitreichend. So verwundert es kaum, dass der Gipfel an schönen Sommerwochenenden von den Massen regelrecht gestürmt wird.
Nachdem der Sommer dieses Jahr zufällig auf einen Sonntag fiel, entschied ich mich kurzerhand für eine umfassende Durchquerung des Alpsteins auf teils bekannten, teils weniger bekannten Pfaden.
Kurz vor 7.30 Uhr starte ich in Wildhaus bei strahlend schönem Wetter. Die Temperaturen sind zwar wenig sommerlich, doch die von einem wolkenlosen Himmel scheinende Augustsonne wärmt mich schnell auf. Ab dem Flürentobel verläuft der Aufstieg zum Jöchli (2335 m) um diese Tageszeit allerdings mehrheitlich im Schatten. Nachdem am Vortag das gesamte Vieh vom Wildhuser Schafboden auf tiefer gelegene Weideflächen getrieben worden ist, befindet sich der Alpweg in einem sehr schlammigen und rutschigen Zustand, meine Hosen und Schuhe sehen bald dementsprechend aus.
An der Alphütte auf dem Wildhuser Schafboden treffe ich den Senner und halte mit ihm einen kurzen Schwatz, auch er beklagt sich über den viel zu nassen Sommer. Viel zu früh mussten die Kühe bereits in tiefere Gefielde gebracht werden, nur einige Kälber sind noch oben - die bekommen dann die Milch der weiter oben weidenden Geissen…
Bald ist das Geröllkar zwischen Wildhuser Schafberg und Jöchli erreicht, der Boden ist hier noch gefroren, was den Aufstieg über den ansonsten ziemlich mühsamen Schutt sehr angenehm macht. Nun bin ich auch endgültig in der Sonne, die zwischenzeitlich über dem Moor steht. Überraschend liegt ab einer Höhe von ca. 2200 m zunehmend Neuschnee, was meine Pläne, den Moor vom Jöchli aus "mitzunehmen", schnell zunichte macht. Zu kalt und rutschig sind mir die schneebedeckten Felsen, so dass ich stattdessen direkt den Gipfel (P. 2335 oder "Jöchliturm") westlich des Jöchli (2294 m) ansteuere. Wie immer kürze ich über die riesigen Schrattenkalkblöcke ab und gewinne den Grat so etwas direkter. Dank klarer Luft ist die Fernsicht fantastisch, wegen des kalten Windes fällt die Gipfelrast dennoch eher kurz aus.
Kurz nach mir erreicht ein anderer Wanderer den Gipfel über den W-Kamin - eine interessante Variante zur Normalroute, das muss ich auch mal ausprobieren! Gemeinsam gehen wir über den weiss-blau-weiss markierten Nädliger-Gratweg Richtung Altmannsattel. Auf der ersten grasigen Erhebung nach dem Jöchli beobachten wir unmittelbar oberhalb des Wanderwegs 5 Steinböcke, weitere halten sich an diesem Morgen am Moor auf. Die trägen, aber klettergewandten Alpsteinbewohner trifft man fast immer irgendwo zwischen Altmann und Jöchli an, ich glaube, sie geniessen ihr Publicity mitten in einem der beliebtesten Wandergebiete der Ostschweiz… :-)
Bei P. 2334 verabschiede ich mich von meinem vorübergehenden Begleiter, der seine Wanderung Richtung Zwinglipasshütte fortsetzt. Ich hingegen folge höhehaltend dem Wanderweg zum Altmannsattel, dort und in der Querung unter P. 2386 liegt eine dünne, pulvrige Neuschneedecke. Nach kurzem Zögern gehe ich den Aufstieg zum Altmann durch die Westflanke (Normalweg) an. Bald sind im Neuschnee keine Fussspuren mehr auszumachen - offenbar bin ich der Erste, der an diesem Morgen hier unterwegs ist. Bei diesen Verhältnissen stellt auch die Normalroute (T5-, I) gewisse Anforderungen - Tritte und Griffe müssen teils vom Schnee freigelegt werden, die bei trockenen Bedingungen kaum notwendigen Eisenstifte nehme ich heute als zusätzliche Hilfe dankend an. Obwohl ich sehr vorsichtig agiere, wäre es in der oberen, plattigen Rinne fast geschehen: Völlig unvorbereitet, rutsche ich plötzlich unter der dünnen Schneeauflage auf einer dieser tückisch glatten Platten weg und kann mich gerade noch mit einer Hand an den Felsen rechterhand festklammern. Nun bin ich gewarnt - der weitere Aufstieg zum Gipfel verläuft glücklicherweise ohne Zwischenfälle. Für einmal habe ich den Gipfel ganz für mich alleine - an einem Sonntag im Sommer bei solch einem Kaiserwetter sicher eine Seltenheit.
Mit der entsprechenden Vorsicht begebe ich mich nach einer ausgiebigen Gipfelrast auf den Abstieg, für den ich sicher die doppelte Zeit als sonst benötige. Doch einen Ausrutscher kann und darf man sich hier halt wirklich nicht erlauben. Umso erstaunter bin ich, als mir im Abstieg fast ein Dutzend anderer Wanderer begegnen, die trotz der einigermassen heiklen Verhältnisse alle auf den Altmann wollen!
Vom Altmannsattel (2368 m) steige ich entlang der oft bis weit in den Sommer hinein mit Schnee gefüllten Schuttrinne nach Norden zumLöchlibettersattel (P. 2162) ab. Die früher als Wanderweg ausgeschilderte Route durch die steile, von Felsabbrüchen und -runsen durchzogene Flanke der Löchlibetter wird nur noch selten begangen, das Wegtrassee ist jedoch noch gut zu erkennen und ohne irgendwelche Schwierigkeiten zu begehen (T3+). Im Gegensatz zu meiner ersten Begehung dieses Weges vor gut zwei Jahren (click), befindet sich nach einem äusserst schneearmen Winter längst kein Schnee mehr in der grossen Felsschlucht auf knapp 2000 m, so dass auch diese unter Umständen heikle Passage völlig problemlos ist. Schnell habe ich den Wanderweg zur Meglisalp und damit auch die an diesem Tag stattfindende Völkerwanderung erreicht. Gefühle der Einsamkeit kommen auf dem weiteren Abstieg zum Seealpsee und von dort nach Wasserauen definitiv nicht auf - schon der Wahnsinn, wie viel Volk sich auf diesen kleinen Abschnitt des Alpsteins an einem solchen Tag konzentriert!
Nachdem der Sommer dieses Jahr zufällig auf einen Sonntag fiel, entschied ich mich kurzerhand für eine umfassende Durchquerung des Alpsteins auf teils bekannten, teils weniger bekannten Pfaden.
Kurz vor 7.30 Uhr starte ich in Wildhaus bei strahlend schönem Wetter. Die Temperaturen sind zwar wenig sommerlich, doch die von einem wolkenlosen Himmel scheinende Augustsonne wärmt mich schnell auf. Ab dem Flürentobel verläuft der Aufstieg zum Jöchli (2335 m) um diese Tageszeit allerdings mehrheitlich im Schatten. Nachdem am Vortag das gesamte Vieh vom Wildhuser Schafboden auf tiefer gelegene Weideflächen getrieben worden ist, befindet sich der Alpweg in einem sehr schlammigen und rutschigen Zustand, meine Hosen und Schuhe sehen bald dementsprechend aus.
An der Alphütte auf dem Wildhuser Schafboden treffe ich den Senner und halte mit ihm einen kurzen Schwatz, auch er beklagt sich über den viel zu nassen Sommer. Viel zu früh mussten die Kühe bereits in tiefere Gefielde gebracht werden, nur einige Kälber sind noch oben - die bekommen dann die Milch der weiter oben weidenden Geissen…
Bald ist das Geröllkar zwischen Wildhuser Schafberg und Jöchli erreicht, der Boden ist hier noch gefroren, was den Aufstieg über den ansonsten ziemlich mühsamen Schutt sehr angenehm macht. Nun bin ich auch endgültig in der Sonne, die zwischenzeitlich über dem Moor steht. Überraschend liegt ab einer Höhe von ca. 2200 m zunehmend Neuschnee, was meine Pläne, den Moor vom Jöchli aus "mitzunehmen", schnell zunichte macht. Zu kalt und rutschig sind mir die schneebedeckten Felsen, so dass ich stattdessen direkt den Gipfel (P. 2335 oder "Jöchliturm") westlich des Jöchli (2294 m) ansteuere. Wie immer kürze ich über die riesigen Schrattenkalkblöcke ab und gewinne den Grat so etwas direkter. Dank klarer Luft ist die Fernsicht fantastisch, wegen des kalten Windes fällt die Gipfelrast dennoch eher kurz aus.
Kurz nach mir erreicht ein anderer Wanderer den Gipfel über den W-Kamin - eine interessante Variante zur Normalroute, das muss ich auch mal ausprobieren! Gemeinsam gehen wir über den weiss-blau-weiss markierten Nädliger-Gratweg Richtung Altmannsattel. Auf der ersten grasigen Erhebung nach dem Jöchli beobachten wir unmittelbar oberhalb des Wanderwegs 5 Steinböcke, weitere halten sich an diesem Morgen am Moor auf. Die trägen, aber klettergewandten Alpsteinbewohner trifft man fast immer irgendwo zwischen Altmann und Jöchli an, ich glaube, sie geniessen ihr Publicity mitten in einem der beliebtesten Wandergebiete der Ostschweiz… :-)
Bei P. 2334 verabschiede ich mich von meinem vorübergehenden Begleiter, der seine Wanderung Richtung Zwinglipasshütte fortsetzt. Ich hingegen folge höhehaltend dem Wanderweg zum Altmannsattel, dort und in der Querung unter P. 2386 liegt eine dünne, pulvrige Neuschneedecke. Nach kurzem Zögern gehe ich den Aufstieg zum Altmann durch die Westflanke (Normalweg) an. Bald sind im Neuschnee keine Fussspuren mehr auszumachen - offenbar bin ich der Erste, der an diesem Morgen hier unterwegs ist. Bei diesen Verhältnissen stellt auch die Normalroute (T5-, I) gewisse Anforderungen - Tritte und Griffe müssen teils vom Schnee freigelegt werden, die bei trockenen Bedingungen kaum notwendigen Eisenstifte nehme ich heute als zusätzliche Hilfe dankend an. Obwohl ich sehr vorsichtig agiere, wäre es in der oberen, plattigen Rinne fast geschehen: Völlig unvorbereitet, rutsche ich plötzlich unter der dünnen Schneeauflage auf einer dieser tückisch glatten Platten weg und kann mich gerade noch mit einer Hand an den Felsen rechterhand festklammern. Nun bin ich gewarnt - der weitere Aufstieg zum Gipfel verläuft glücklicherweise ohne Zwischenfälle. Für einmal habe ich den Gipfel ganz für mich alleine - an einem Sonntag im Sommer bei solch einem Kaiserwetter sicher eine Seltenheit.
Mit der entsprechenden Vorsicht begebe ich mich nach einer ausgiebigen Gipfelrast auf den Abstieg, für den ich sicher die doppelte Zeit als sonst benötige. Doch einen Ausrutscher kann und darf man sich hier halt wirklich nicht erlauben. Umso erstaunter bin ich, als mir im Abstieg fast ein Dutzend anderer Wanderer begegnen, die trotz der einigermassen heiklen Verhältnisse alle auf den Altmann wollen!
Vom Altmannsattel (2368 m) steige ich entlang der oft bis weit in den Sommer hinein mit Schnee gefüllten Schuttrinne nach Norden zumLöchlibettersattel (P. 2162) ab. Die früher als Wanderweg ausgeschilderte Route durch die steile, von Felsabbrüchen und -runsen durchzogene Flanke der Löchlibetter wird nur noch selten begangen, das Wegtrassee ist jedoch noch gut zu erkennen und ohne irgendwelche Schwierigkeiten zu begehen (T3+). Im Gegensatz zu meiner ersten Begehung dieses Weges vor gut zwei Jahren (click), befindet sich nach einem äusserst schneearmen Winter längst kein Schnee mehr in der grossen Felsschlucht auf knapp 2000 m, so dass auch diese unter Umständen heikle Passage völlig problemlos ist. Schnell habe ich den Wanderweg zur Meglisalp und damit auch die an diesem Tag stattfindende Völkerwanderung erreicht. Gefühle der Einsamkeit kommen auf dem weiteren Abstieg zum Seealpsee und von dort nach Wasserauen definitiv nicht auf - schon der Wahnsinn, wie viel Volk sich auf diesen kleinen Abschnitt des Alpsteins an einem solchen Tag konzentriert!
Tourengänger:
marmotta

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