„Grünau (Leipzig)“ – Versionsunterschied

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Innerhalb Grünaus befand sich bis zum Abzug der sowjetischen Truppen nach der [[Wende (DDR)|Wende]] eine Kaserne. Sie wurde noch in Zeiten der [[Reichswehr]] erbaut und danach auch von der [[Wehrmacht]] genutzt. Am 24. September 1982 gab es in der Kaserne eine Kettenreaktion mit explodierender Munition, mehrere Schulen wurden evakuiert.<ref>[http://www.gruen-as.de/2000/03/artikel3.html ''Die Kaserne Schönau.''] Grün-As, Ausgabe 2000/03.</ref> Auf dem ehemaligen Kasernengelände, dem ''Schönauer Viertel'', entstand nach 1990 ein Wohn-, Gewerbe- und Freizeitgebiet, das mit Einfamilienhäusern und einem Einkaufszentrum bebaut wurde.
Innerhalb Grünaus befand sich bis zum Abzug der sowjetischen Truppen nach der [[Wende (DDR)|Wende]] eine Kaserne. Sie wurde noch in Zeiten der [[Reichswehr]] erbaut und danach auch von der [[Wehrmacht]] genutzt. Am 24. September 1982 gab es in der Kaserne eine Kettenreaktion mit explodierender Munition, mehrere Schulen wurden evakuiert.<ref>[http://www.gruen-as.de/2000/03/artikel3.html ''Die Kaserne Schönau.''] Grün-As, Ausgabe 2000/03.</ref> Auf dem ehemaligen Kasernengelände, dem ''Schönauer Viertel'', entstand nach 1990 ein Wohn-, Gewerbe- und Freizeitgebiet, das mit Einfamilienhäusern und einem Einkaufszentrum bebaut wurde.

2020 wurde im Auftrag der Wohnungsgenossenschaft Lipsia das erste Wohnhochhaus in Grünau nach der Wende fertiggestellt, es hat 13 Stockwerke.


== Infrastruktur ==
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Grünau-renoviert.jpg|Sanierte Plattenbauten in Grünau-Mitte mit vorgetäuschtem Dach
Grünau-renoviert.jpg|Sanierte Plattenbauten in Grünau-Mitte mit vorgetäuschtem Dach
Leipzig Gruenau Sanierter Plattenbau.jpg|Sanierter Plattenbau in der Stuttgarter Allee/Breisgaustraße
Leipzig Gruenau Sanierter Plattenbau.jpg|Sanierter Plattenbau in der Stuttgarter Allee/Breisgaustraße
Lipsia-Turm.jpg|Der 2020 fertiggestellte Lipsia-Turm
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Version vom 26. August 2020, 09:52 Uhr

Plattenbauzeilen in Grünau-Mitte (2009)

Grünau [ɡʁyˈnaʊ̯] ist eine in den 1970er und 80er Jahren planmäßig angelegte Großwohnsiedlung im Westen von Leipzig und bildet mit den älteren Gartensiedlungen Grünau und Kirschbergsiedlung (Grünau-Siedlung) sowie den 1995 bzw. 1999 eingemeindeten Ortschaften Lausen und Miltitz den Stadtbezirk West. Grünau wird von der Stadt als jüngster und mit seinen etwa 45.000 Einwohnern als größter Leipziger Stadtteil bezeichnet.

Die Großwohnsiedlung Grünau zählt neben Berlin-Marzahn und Halle-Neustadt zu den größten Plattenbausiedlungen der ehemaligen DDR und stellt die größte solche Siedlung in Sachsen dar. Sie besteht aus acht Wohnkomplexen mit Großwohnblöcken der Wohnungsbauserie (WBS) 70. Trotz einer guten Infrastruktur schrumpfte die Bevölkerung Grünaus nach 1990 rapide. Der Stadtteil verlor bis 2010 mehr als die Hälfte seiner Einwohner, tausende Wohnungen wurden abgerissen. Gleichzeitig gibt es durch zunehmende Überalterung und Ansiedlung einkommensschwacher Haushalte einen negativen Trend in der Alters- und Sozialstruktur dieses Wohngebietes. Seit 2010 nimmt die Bevölkerung langsam wieder zu.

Gliederung

Plandarstellung des Stadtteils Grünau (Stand 1986)
Wohnkomplex Baubeginn Wohnungen[1] Einwohner
(2004)[2]
WK 1 1976 1.760 3.117
WK 2 1978 2.860 4.248
WK 3 1979 1.290 1.870
WK 4 1980 7.990 12.142
WK 5.1 1981 3.220 3.924
WK 5.2 1984 2.370 2.730
WK 7 1981 7.600 9.727
WK 8 1983 9.200 11.678

Der Stadtbezirk West, der zum weitaus größten Teil aus der Großwohnsiedlung Grünau besteht, gliedert sich in die Ortsteile Grünau-Ost (Wohnkomplexe 1 bis 3), Grünau-Mitte (Wohnkomplexe 4 und 5.2), Schönau (Wohnkomplex 5.1), Grünau-Nord (Wohnkomplex 7) und Lausen-Grünau (Wohnkomplex 8). Diese Ortsteile sind durch ausschließliche Plattenbaubebauung geprägt. Zum Stadtbezirk West gehören weiterhin der Ortsteil Grünau-Siedlung mit Kleingärten und der Ortsteil Miltitz mit dörflicher Bebauung.

Vor allem in Zusammenhang mit städtebaulichen Aspekten und in Entwicklungskonzepten wird Grünau in den Wohnkomplexen betrachtet, in denen die Siedlung geplant und gebaut wurde; damit trägt man den unterschiedlichen Merkmalen hinsichtlich Bevölkerung, Bebauung und Infrastruktur Rechnung. So wurden die Wohnkomplexe 1 bis 4 sowie 5.1 noch weitaus großzügiger und weniger kompakt geplant. Somit ist für diese Teile Grünaus auch eine langfristige Sicherung als Kernbereich in den Entwicklungsprogrammen vorgesehen und damit verbunden eine weitere Aufwertung der Gebiete.

Die ab 1981 entstandenen Wohnkomplexe 5.2, 7 und 8 sind dagegen als Stadtumbaugürtel vorgesehen. Diese Teile haben mit teilweise mehr als 25 Prozent den höchsten Wohnungsleerstand in ganz Leipzig.[3] Somit sollen in diesen Bereichen auch die Rückbaumaßnahmen konzentriert werden. Gleichzeitig sollen die Stabilisierungskerne, das heißt sanierte Gebiete innerhalb des Stadtumbaugürtels erhalten und durch Abriss unsanierter Bausubstanz weiter aufgewertet werden. Auch soll die Versorgung durch Ärzte und Apotheken hier aufrechterhalten werden, um dem steigenden Bedarf durch die alternde Bevölkerung gerecht zu werden.[4]

Geschichte

Wohnblöcke in Grünau, 1981
Wohnblock in Grünau 1982

Der Name der heutigen Großwohnsiedlung Grünau stammt nicht von einem älteren an dieser Stelle gewesenen Dorf, sondern von einer seit den 1920er Jahren angelegten, zu Kleinzschocher gehörenden Gartensiedlung am südlichen Rand der neuen Bebauung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich hier, nahe der ehemaligen Bahnstrecke Plagwitz-Pörsten, ein Teil des landwirtschaftlich genutzten Grundbesitzes des Vorwerkes Lausen.

Die Planungen zur Anlage einer Großwohnsiedlung im Westen Leipzigs begannen Anfang der 1970er Jahre. Mit geplanten 36.000 Wohnungen, in denen maximal 100.000 Menschen leben sollten, war Grünau zum Planungsbeginn die größte zusammenhängende Neubausiedlung im deutschsprachigen Raum (→ Plattenbauten in Leipzig). Berlin-Hellersdorf und Berlin-Marzahn folgten später, Halle-Neustadt wurde von ursprünglich 70.000 Einwohnern vergrößert auf etwa 115.000. Die städtebauliche Gesamtplanung, die funktionelle und städtebau-räumliche Gestaltungsidee für die neue Siedlung „Grünau“ wurde von Leipziger Architekten und Ingenieuren unter der Leitung von Horst Siegel erstellt. Sie berücksichtigte Aspekte des Städtebaus, des Verkehrs und der Stadttechnik sowie der Freiflächen und Erholungsgebiete.

Am 1. Juni 1976 wurde durch Oberbürgermeister Karl-Heinz Müller der Grundstein am Nordrand des WK 1 gelegt. Anlässlich des 10. Jubiläums wurde an dieser Stelle ein Denkmal errichtet. Bis Ende der 1980er Jahre entstanden auf den Gemarkungen Kleinzschocher, Schönau (zum Teil wegen Überbauung abgebrochen), Lausen und Großmiltitz acht Wohnkomplexe in industrieller Montagebauweise. Die in der Zeit 1976 bis 1982 entstandenen Wohnkomplexe wurden hauptsächlich mit 5-geschossigen Plattenbauten bebaut und verfügten über einen relativ großen Anteil an Grünflächen.

Die in den darauffolgenden Jahren entstandenen Wohnkomplexe wurden weniger aufwendig ausgeführt. Da man in kurzer Zeit möglichst viel Wohnraum zu schaffen versuchte, entstanden nun vor allem 6- und 11-geschossige Plattenbau-Wohnhäuser sowie die 16-geschossigen Punkthochhäuser PH 16. Auch verzichtete man in diesen Wohnkomplexen auf großzügige Grün- und Freiflächen und sparte unter anderem an Aufzügen und Sprechanlagen. Der Neubau von Wohnungen wurde 1988 abgeschlossen.

Entwicklung der Einwohnerzahl des Stadtteils Grünau[5][6][7][8]
1979 1981 1983 1989 1992 1995 1999 2002 2004 2005 2008 2010 2016
Einwohner 16.000 36.000 60.000 85.000 78.000 74.000 63.500 61.000 49.400 48.000 42.500 40.700 43.600
Farbenfroher Plattenbau im WK 7, 2013

Grünau verfügte nach der Fertigstellung Ende der 1980er-Jahre über 85.000 Einwohner, was den historischen Höchststand darstellte. Dies entsprach den Ausmaßen einer größeren Mittelstadt. Nach 1990 sank die Zahl der Einwohner kontinuierlich und betrug 2008 nur noch die Hälfte. War der Bevölkerungsschwund anfangs hauptsächlich auf die Abwanderung zurückzuführen, ist mittlerweile die demografische Entwicklung hauptverantwortlich für das Schrumpfen.[9]

Zwischen 2001 und 2010 wurden im Rahmen des Programms „Stadtumbau Ost“ etwa 6.800 Wohnungen abgerissen. Die Blöcke, die erhalten blieben, wurden ab 2003 saniert. Grünau ist seit 2005 Fördergebiet des Programms „Soziale Stadt“. Seit etwa 2014 profitiert der Stadtteil etwas von Wanderungsgewinnen infolge der insgesamt starken Bevölkerungszunahme der Stadt Leipzig. Dieser Trend könnte sich weiter fortsetzen. Die Stadt rechnet mit einer weiteren Zunahme auf über 52.000 Bewohnern bis zum Jahr 2030.[8]

Innerhalb Grünaus befand sich bis zum Abzug der sowjetischen Truppen nach der Wende eine Kaserne. Sie wurde noch in Zeiten der Reichswehr erbaut und danach auch von der Wehrmacht genutzt. Am 24. September 1982 gab es in der Kaserne eine Kettenreaktion mit explodierender Munition, mehrere Schulen wurden evakuiert.[10] Auf dem ehemaligen Kasernengelände, dem Schönauer Viertel, entstand nach 1990 ein Wohn-, Gewerbe- und Freizeitgebiet, das mit Einfamilienhäusern und einem Einkaufszentrum bebaut wurde.

2020 wurde im Auftrag der Wohnungsgenossenschaft Lipsia das erste Wohnhochhaus in Grünau nach der Wende fertiggestellt, es hat 13 Stockwerke.

Infrastruktur

Allee-Center aus der Stuttgarter Allee

Grünau wird auch die Stadt in der Stadt genannt, da es als Trabantenstadt trotz seiner Abhängigkeit zur Stadt Leipzig über eine in weiten Teilen selbstständige Infrastruktur verfügt. So gibt es insgesamt 21 allgemeinbildende Schulen, darunter das Gymnasium Max-Klinger-Schule, 17 Sporthallen, 18 Kindertagesstätten, sechs Alten- und Pflegeheime, 81 niedergelassene Ärzte, 32 Zahnärzte und 14 Apotheken.

Nach 1990 verbesserten sich zudem die Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten. 1995 eröffnete das PEP-Einkaufszentrum, 1996 das Allee-Center und daneben ein Multiplex-Kino mit acht Sälen, das heutige Cineplex Leipzig. Zudem existieren in Grünau 321 Einzelhandelsgeschäfte. Das ebenfalls in den 1990er-Jahren eröffnete Freizeitbad Grünauer Welle (mit Sportbecken) sowie der seit 1973 als Naherholungsgebiet freigegebene Kulkwitzer See dienen der Naherholung der Einwohner. Seit 2001 gibt es in Grünau den künstlichen Kletterfelsen K4, die größte Outdoorkletteranlage Leipzigs. Bezüglich des Kultur- und Freizeitangebotes gilt der Stadtteil trotz „punktueller Angebote“ als infrastrukturell unterversorgt. Das Zentrum Grünaus bilden das Gebiet um die Lützner Straße und die Stuttgarter Allee. (Stand aller Angaben 2004)[11]

Weiterhin gibt es in Grünau drei Kirchen, die evangelisch-lutherische Pauluskirche (1983 fertiggestellt, mit der alten Dorfkirche Schönau aus dem 15. Jahrhundert als Außenstelle) sowie die katholische St. Martin-Kirche (1985 fertiggestellt). Beide Bauten wurden auf Betreiben der Gemeinden, die sich zuvor in Wohnungen trafen, und mit finanzieller Unterstützung westdeutscher Kirchen errichtet.

Verkehr

S-Bahn

S-Bahnstrecke mit der Endstelle Miltitzer Allee, 2016

Bei der Planung Grünaus wurde sowohl auf eine gute Anbindung Grünaus an das Leipziger Stadtzentrum als auch auf die Bedienung des „innerstädtischen“ Verkehrsbedarfs Rücksicht genommen. In der Folge verfügt Grünau heute über eine gute Verkehrsinfrastruktur. So verläuft vom Bahnhof Leipzig-Plagwitz aus in westliche Richtung eine S-Bahntrasse, an der innerhalb Grünaus vier Zustiegsstellen liegen.

Die hier verkehrende S1 fährt im 30-Minuten-Takt von der Miltitzer Allee über Plagwitz, Lindenau, Leutzsch, Möckern, Gohlis und den City-Tunnel nach Stötteritz. Der Betrieb war hier von Mai 2011 bis Dezember 2013 aus finanziellen Gründen ausgesetzt. Seit der Inbetriebnahme des neuen Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes werden Triebwagen des Typs Bombardier Talent 2, statt der vormals verwendeten Doppelstockwendezüge, eingesetzt. Sobald der Neubau der Flussbrücken zwischen Möckern und Leutzsch abgeschlossen ist, werden genügend Trassen für eine Verdichtung der S1 auf einen 15-Minuten-Takt frei. Langfristig ist außerdem der Neubau einer Verbindungsstrecke nördlich des Kulkwitzer Sees zur Bahnstrecke Leipzig–Großkorbetha in Richtung Markranstädt vorgesehen, was auch eine Weiterführung der S-Bahnlinie über Großkorbetha auf der Strecke Halle–Bebra nach Weißenfels beziehungsweise Merseburg ermöglichen würde.[12][13][14]

Straßenbahn

Ebenfalls aus Richtung Zentrum kommend enden in Grünau die Straßenbahnlinien 1 (Endstelle Lausen) und 2 (Endstelle Grünau-Süd) sowie 8 (Endstelle Grünau-Nord) und 15 (Endstelle Miltitz). Jede dieser Linien wird werktäglich im 10-Minuten-Takt (sonntags 15-Minuten-Takt) bedient, sodass sich sowohl auf der Ratzel- als auch auf der Lützner Straße im östlichen Teil ein 5-Minuten-Takt (sonntags 7,5-Minuten-Takt) ergibt. Vor Inkrafttreten des neuen Liniennetzes der LVB im Oktober 2010 fuhren Linien 2 und 8 ebenfalls bis nach Lausen bzw. Miltitz. Mit dieser Kürzung sollte der Einwohnerentwicklung Rechnung getragen werden. Die Straßenbahn besitzt fast durchgängig einen eigenen Bahnkörper und die meisten Haltestellen sind barrierefrei ausgebaut.

Bus

Mit der Buslinie 65, als wichtigster Linie im Westen Leipzigs, ist Grünau im 10-Minuten-Takt mit den Städten Markranstädt und dem Stadtteil Großzschocher sowie im 20-Minuten-Takt mit dem Cospudener See und Markkleeberg verbunden. Zusätzlich erschließen die Buslinien 61, 62, 66 und 161 den Stadtteil und verbinden Grünau mit umliegenden Stadtteilen und Vororten. Im März 2011 wurde die Quartiersbuslinie 66 Grünolino eingerichtet, die im Stundentakt eine Schleifenfahrt durch Grünau macht. Dabei erschließt sie viele wichtige Einrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten und Wohngebiete. Start- und Endpunkt ist das Allee-Center, welches einer der Sponsoren ist, die einen Teil der anfallenden Betriebskosten übernehmen.

Straßen

Die wichtigsten Straßen stellen die Lützner Straße und die Kiewer Straße dar, die Teile der Bundesstraße 87 bilden. Die Lützner Straße ist zudem der Innenstadtzubringer des aus Richtung Westen kommenden Verkehrs. Von großer Bedeutung ist darüber hinaus die Ratzelstraße, die Grünau südlich tangiert und über die Brünner Straße ebenfalls ins Stadtzentrum führt. In Nord-Süd-Richtung wird der Stadtteil weiterhin von der Schönauer Straße durchzogen, die Richtung Großzschocher verläuft. Die meisten Straßen Grünaus liegen in den Wohngebieten und besitzen keinerlei verkehrliche Bedeutung bzw. bei ihnen handelt es sich um Fußgängerzonen.

Demografische Entwicklung

Stuttgarter Allee mit einem der charakteristischen Punkthochhäuser (PH 16), 2009

Grünau leidet seit der Wende unter gravierendem Einwohnerschwund. Seit 1990 schrumpfte der Stadtteil von 85.000 Einwohnern auf unter 41.000 Einwohner im Jahr 2010, was einem Rückgang von 52 Prozent entspricht. Mit großflächigen Sanierungsmaßnahmen an der Bausubstanz (etwa 60 Prozent (2007)) und Investitionen sowohl in die Gestaltung von Grün- und Freiflächen als auch in eine der Einwohnerentwicklung angepassten Infrastruktur, konnte der negative Trend seit dem Jahr 2000 abgeschwächt werden. Seit etwa 2010 nimmt die Einwohnerzahl wieder leicht zu.

Um dem Einwohnerschwund zu begegnen, begann man 2002 mit ersten Rückbaumaßnahmen. Bis 2007 verschwanden so etwa 5.600 Wohnungen; dennoch blieb der Wohnungsleerstand mit etwa 20 Prozent auf einem hohen Niveau. Die 16-geschossigen Punkthochhäuser PH 16, die zu den charakteristischsten Bauten Grünaus gehörten, verschwanden innerhalb der letzten Jahre im Rahmen des „Stadtumbau Ost“-Rückbaus zusehends. Sie hatten unter dem Einwohnerschwund Grünaus, der in der Zeit von 1994 bis 2004 besonders gravierend war, am meisten gelitten. Besonders die unsanierten PH 16 standen in den letzten Monaten vor ihrem Abriss mehrheitlich zu 70 bis 80 Prozent leer.

Das Schrumpfen Grünaus ist hauptsächlich auf den demografischen Wandel zurückzuführen, der Kinderanteil war zeitweilig vergleichsweise niedrig, der Anteil über 50-Jähriger ist überdurchschnittlich hoch. Der Altersdurchschnitt lag im Jahr 2015 bei über 48 Jahren und somit etwa fünf Jahre über dem Leipziger Schnitt. Der Grund für die schnelle Alterung liegt zum einen in der Wohnungsvergabepolitik nach Fertigstellung der Wohnungen an junge Familien begründet, so dass eine relativ homogene Altersstruktur besteht, die mit dem Wohngebiet altert. Zum anderen setzte nach 1990 eine Abwanderung der jungen bis mittleren Bevölkerung (30 bis 50 Jahre) ein, womit ein Schrumpfen des Kinderanteils einherging. Aufgrund der Altersstruktur in diesem Stadtteil wird von einer starken Bindung der Einwohner an Grünau und einer geringen Fluktuation, vor allem in den älteren Wohnkomplexen ausgegangen, die ebenfalls ein höheres Durchschnittsalter aufweisen.

Die Einwohnergewinne der letzten Jahre sind auf positive Wanderungssalden zurückzuführen. Das Wachstum geht vor allem vom Zuzug einkommenschwacher Haushalte aus. Insbesondere der Migrantenanteil steigt im Stadtteil überdurchschnittlich. Dem hohen Durchschnittsalter steht damit ein hoher Anteil an unter 18-Jährigen gegenüber. Daraus ergibt sich ein erheblicher integrativer Bedarf, dem die Stadt Leipzig mit einem Stadtteilentwicklungskonzept zu begegnen versucht.[8]

Altersstruktur des Stadtteils Grünau im Vergleich zur Stadt Leipzig (Stand 2004; in Prozent)[15]
Anteil
0-18-Jährige
Anteil
19-30-Jährige
Anteil
31-40-Jährige
Anteil
41-50-Jährige
Anteil
51-60-Jährige
Anteil
61-70-Jährige
Anteil
über 70-Jährige
Grünau 15 11 9 17 20 16 10
Leipzig 15 17 16 14 12 14 12

Im Gegensatz zum Anteil der unter 18-jährigen, deren Anteil in etwa dem der Stadt Leipzig entspricht, sind Einwohner im Alter zwischen 19 und 40 in Grünau im Vergleich zur Stadt Leipzig stark unterrepräsentiert. Da es sich dabei um das Familiengründungsalter handelt, wird dem momentanen Kinderdefizit nicht begegnet werden können. Dementsprechend sind die älteren Jahrgänge, vor allem derer im Renten- oder kurz vor dem Renteneintrittsalter, in Grünau überrepräsentiert, so dass der Anteil an Senioren und Hochbetagten in Zukunft weiter zunehmen wird. Dabei unterscheidet sich die Altersstruktur deutlich zwischen den Grünauer Wohnkomplexen: So haben WK 4 mit 39,4 % und WK 7 mit 38,8 % einen stark überdurchschnittlichen Anteil an Kindern und Jugendlichen sowie ein Durchschnittsalter, das nur leicht über dem Leipziger Mittel liegt. Dagegen gehören die Wohnkomplexe 2 und 3 im östlichen Bereich Grünaus mit einem Durchschnittsalter von 54,3 und 58 Jahren zu den Wohngebieten mit der ältesten Bevölkerung in Leipzig, fast die Hälfte der Bewohner dort sind im Rentenalter.[16]

Der Anteil der Bewohner mit Migrationshintergrund ist seit den 2010er-Jahren stark gestiegen: Lag er bis 2015 noch unter dem Wert der Gesamtstadt, liegt er seither darüber (2016: 16 %). Besonders hoch ist der Migrantenanteil in den Wohnkomplexen 4 (23,3 %) und 5.2 (24,5 %) in Grünau-Mitte.[16]

Statistik

Hochhäuser in Grünau im Dezember 2006

(Stand 2006)

  • Fläche: ca. 8,7 km²
  • Einwohner: 45.200 (1989: 85.000)
  • Bevölkerungsdichte: 7.620 EW/km² (ohne Grünau-Siedlung und Miltitz)
  • Durchschnittsalter: 45,6 Jahre
  • Altenquote: 26,7 %
  • Kinderzahl: 4285 (1992: 13.382)
  • Haushaltsnettoeinkommen: 1572 €

Sonstiges

  • Im Osten von Grünau befindet sich der seit 1984 öffentlich zugängliche Robert-Koch-Park mit der Robert-Koch-Klinik als Außenstelle des städtischen Klinikums St. Georg.
  • Der in Grünau wohnende Fotograf Harald Kirschner dokumentierte im Bildband Vom Heimischwerden – Leipzig-Grünau 1981 bis 1991 die Entwicklung des Stadtteils im benannten Zeitraum.[17]
Commons: Grünau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Leitlinien des Teilplans Großsiedlungen – Fazit auf den Seiten der Stadt Leipzig (abgerufen am 23. April 2010)
  2. Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ): Grünau 2004 – Einwohnerbefragung im Rahmen der Intervallstudie „Wohnen und Leben in Leipzig-Grünau“. S. 24, abgerufen am 19. April 2010 (PDF; 3,4 MB).
  3. Stadt Leipzig: Entwicklungsstrategie Grünau 2020. S. 3, abgerufen am 19. April 2010 (PDF; 0,9 MB).
  4. Stadt Leipzig: Entwicklungsstrategie Grünau 2020. S. 8–13, abgerufen am 19. April 2010 (PDF; 0,9 MB).
  5. Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ): Grünau 2004 – Einwohnerbefragung im Rahmen der Intervallstudie „Wohnen und Leben in Leipzig-Grünau“. S. 12, abgerufen am 19. April 2010 (PDF; 3,4 MB).
  6. Grünau auf den Seiten der Stadt Leipzig (abgerufen am 19. April 2010)
  7. Stadt Leipzig: Entwicklungsstrategie Grünau 2020. S. 4, abgerufen am 19. April 2010 (PDF; 0,9 MB).
  8. a b c Stadterneuerungsschwerpunkt Leipzig-Grünau auf den Seiten der Stadt Leipzig (abgerufen am 20. Dezember 2017)
  9. Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ): Grünau 2004 – Einwohnerbefragung im Rahmen der Intervallstudie „Wohnen und Leben in Leipzig-Grünau“. S. 10–11, abgerufen am 19. April 2010 (PDF; 3,4 MB).
  10. Die Kaserne Schönau. Grün-As, Ausgabe 2000/03.
  11. Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ): Grünau 2004 – Einwohnerbefragung im Rahmen der Intervallstudie „Wohnen und Leben in Leipzig-Grünau“. S. 11, abgerufen am 19. April 2010 (PDF; 3,4 MB).
  12. Planung Transport Verkehr AG, Intraplan Consult GmbH und Leipziger Institut für Energie GmbH: Nahverkehrsplan Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL). (PDF) Fortschreibung, Kurzfassung. Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL), 8. Dezember 2008, abgerufen am 10. Februar 2017.
  13. S-Bahn nach Markranstädt – Miltitzer Ortsvorsteher Walther ist genervt. In: LVZ-Online. 6. November 2014, abgerufen am 10. Februar 2017.
  14. Frank Eritt: Verbindungskurve Markranstädt – Grünau (Kulkwitzer Kurve). In: Homepage von Frank Eritt. 19. Juli 2015, abgerufen am 10. Februar 2017.
  15. Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ): Grünau 2004 – Einwohnerbefragung im Rahmen der Intervallstudie „Wohnen und Leben in Leipzig-Grünau“. S. 27–28, abgerufen am 19. April 2010 (PDF; 3,4 MB).
  16. a b Stadt Leipzig: Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept Leipzig-Grünau 2030. Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung, Leipzig 2018.
  17. Harald Kirschner: Vom Heimischwerden – Leipzig-Grünau 1981 bis 1991. Halle (Saale) 2015, ISBN 978-3-95462-415-7 (Online)

Koordinaten: 51° 19′ N, 12° 17′ O