Politik

Besuch hat abruptes Ende Mursi bricht Diskussion ab

Der ägyptische Präsident bei einer Veranstaltung der Körber-Stiftung.

Der ägyptische Präsident bei einer Veranstaltung der Körber-Stiftung.

(Foto: dpa)

Es ist der erste Besuch des ersten frei gewählten ägyptischen Präsidenten in Deutschland. Er spricht über Affen und Schweine, über die Revolution und über Alkohol am Strand. Nur über die Menschenrechtslage in seinem Land will er offensichtlich nicht reden.

Eigentlich hätten es drei Tage werden sollen, doch nun war Mohammed Mursi nur wenige Stunden in Europa. Und nur eine Handvoll Menschen hatte die Gelegenheit, ihm eine Frage zu stellen. Nach einem Besuch bei der Kanzlerin wurde er auf seine Äußerungen zu Israel angesprochen. Die Zionisten seien Nachfahren "von Affen und Schweinen", hatte Mursi vor einiger Zeit gesagt, und zu seinem Pech ist diese Aussage auf Youtube gut dokumentiert. Im Kanzleramt bemühte er sich, diese Worte herunterzuspielen: Keinesfalls sei das Judentum gemeint gewesen, lediglich solche Personen, die Blutvergießen unter Unschuldigen angerichtet hätten.

Protest gegen Mursi in Berlin.

(Foto: dpa)

Nach einem Termin mit dem Auswärtigen Ausschuss des Bundestags trat der ägyptische Präsident bei einer Veranstaltung der Körber-Stiftung auf. Dabei machte er klar, dass er vom Gedanken einer vermeintlichen moralischen Überlegenheit des Westens nicht viel hält. So habe dieser dabei geholfen, dass sich Regime wie das Husni Mubaraks an der Macht halten konnten. "Das Ergebnis war unmenschlich", so Mursi. "Keine Seite darf allein der anderen Ratschläge erteilen." Mursi will Augenhöhe, daran ließ er keinen Zweifel.

So sieht er auch den Nahost-Konflikt: Die Besatzung Palästinas müsse beendet werden, die internationale Gemeinschaft habe in diesem Konflikt die Hoffnungen an sie nicht erfüllt.

"Was ich höre, löst viel Enttäuschung aus"

Als der Moderator, "Spiegel"-Chefredakteur Georg Mascolo, seine erste Frage stellte, musste sich Mursi wieder mit seiner Äußerung von "Affen und Schweinen" beschäftigen: "Haben Sie diese Worte gesagt oder haben Sie sie nicht gesagt?", fragte Mascolo. "Diese Frage habe ich heute schon fünfmal beantwortet und zuvor in Kairo schon zehnmal", gab Mursi unwirsch zurück und berichtete von israelischen Luftangriffen auf eine Grundschule und einen Zug mit Arbeitern, deren Zeuge er selbst als junger Erwachsener wurde. Auf die Nachfrage, ob er sich nicht für seine Worte entschuldigen wolle, ging er nicht ein.

Die erste Frage aus dem Publikum stellte ein Mann, der sich als Markus Löning, Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung, zu erkennen gab. Er habe die Hoffnung gehabt, dass nach der Revolution auf die Würde des Einzelnen geachtet werde. "Aber was ich höre, löst viel Enttäuschung aus." Die Menschenrechtslage sei schlechter als unter Mubarak. Mursi antwortete erwartbar, dass dies nicht der Realität entspräche. Einzelne Rechtsverstöße seien nicht von der Regierung zu verantworten.

Mursis Mitarbeiter beenden die Veranstaltung vorzeitig

Weniger erwartbar war, was dann passierte: Mascolo berichtete, er habe auf einmal ein Zeichen von Mursis Mitarbeitern bekommen, dass der Präsident nun gehen müsse. "Haben wir noch Zeit für drei Fragen?", richtete er sich an den Präsidenten. "Wir haben fünf Minuten", gab dieser zurück. Mursis nächste Antwort fiel kurz aus, und als er zu Ende gesprochen hatte, stand in der ersten Reihe einer der Begleiter Mursis auf und nickte Mascolo auffordernd zu.

Eine letzte Frage konnte der Moderator unterbringen. Warum es gerade diese war, wurde vielen im Saal nicht klar: "Wird die Regierung an Ägyptens Stränden weiterhin Alkohol und Bikinis erlauben?" Mursi antwortete: "Die Leute sind frei in dem, was sie tun, solange sie niemand anderem schaden." Und er fügte hinzu: "Alkohol am Steuer ist allerdings verboten. Das ist doch auch in Deutschland so, oder?" Und das war es dann, das Schlusswort des ersten Besuchs des ersten frei gewählten ägyptischen Präsidenten in Deutschland.

Quelle: ntv.de

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