Eintracht Frankfurt - Fortuna Düsseldorf

Bundesliga 1986/1987 - 1. Spieltag

5:0 (3:0)

Termin: Sa 09.08.1986, 15:30 Uhr
Zuschauer: 17.000
Schiedsrichter: Wolf-Günter Wiesel (Ottbergen)
Tore: 1:0 Wlodzimierz Smolarek (3.), 2:0 Wolfgang Kraus (9.), 3:0 David Mitchell (44.), 4:0 Thomas Berthold (58.), 5:0 Wlodzimierz Smolarek (64.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Fortuna Düsseldorf

 


  • Jörg Schmadtke
  • Dietmar Grabotin
  • Rudolf Wojtowicz
  • Holger Fach
  • Manfred Bockenfeld
  • Dean Thomas
  • Ralf Dusend
  • Andreas Keim
  • Josef Weikl
  • Michael Blättel
  • Sven Demandt

 

Wechsel Wechsel
  • Andreas Kaiser für Ralf Dusend (64.)
Trainer Trainer
  • Dieter Brei

 

Liebling im Eintracht-Eck ist Wlodzimierz Smolarek

Der Pole (2), Kraus, Berthold, Mitchell schossen Frankfurt an Tabellenspitze

Gestern und heute feierte die Frankfurter Eintracht Ihren „Tag der Eintracht“. Und der erste Bundesliga-Spieltag war tatsächlich der Tag der Frankfurter. Mit 5:0 (3:0) wurde Fortuna Düsseldorf vom Platz gefegt und die Tabellenführung übernommen. 16.000 Zuschauer, darunter Ex-Oberbürgermeister und Umweltminister Dr. Walter Wallmann und der designierte neue Frankfurter OB Wolfram Brück, waren begeistert von der neuen Mannschaft und vor allem von den Neuen in der Mannschaft. Wlodzimierz Smolarek, der polnische Nationalspieler, wurde schon nach zwei Minuten der neue Liebling der Fans, als er mit einem fulminanten Freistoß das 1:0 erzielt hatte. Von da an schwammen die Eintracht und Smolarek auf einer Sympathiewelle. Wolfgang Kraus, der neue Alte, köpfte das 2:0, Dave Mitchell schoß das 3:0, Thomas Berthold war mit dem Kopf erfolgreich zum 4:0, schließlich krönte Smolarek mit dem 5:0 seine überragende Leistung. Als er leicht verletzt vom Platz ging, gab es Ovationen wie schon lange nicht mehr. Die Eintracht hatte mit begeisterndem Offensivfußball ihre Fans zurückerobert und gleichzeitig zwei neue Stars geboren. Denn neben Smolarek spielte sich auch der erst 18jährige Andy Möller in die Herzen der Zuschauer. Mit Ausnahme der harmlosen Düsseldorfer durften alle an diesem ersten Spieltag mit dem Spiel in Frankfurt rundum zufrieden sein.

„Morgen geht die Post ab“, hatte Thomas Berthold am Freitag bei der Telefonaktion der Abendpost/Nachtausgabe angekündigt. Und wie sie abging. Schon nach zehn Minuten hatte die Eintracht ihr aus der letzten Saison verärgertes Publikum zurückgewonnen. Beifall auf offener Szene, Sprechchöre mit den Namen der neuen Lieblinge und Ovationen nach den ersten beiden Saisontoren brachten großartige Stimmung ins Waldstadion.

Einen traumhaften Einstand feierten Neuling Wlodzimierz Smolarek und Heimkehrer Wolfgang Kraus. Der Pole schaffte mit seinem ersten Ballkontakt sein erstes Bundesligator. Kein Durchschnittstor — ein Traumtor. Grabotin hatte kurz vor dem Strafraum Karl-Heinz Körbel gefoult. Schiedsrichter Wiesel pfiff Freistoß. Am Freitag, im Abschlußtraining, hatten es die Frankfurter geübt, und 24 Stunden später klappte der Trick wie am Schnürchen. Andy Möller paßte zu Thomas Berthold, der Nationalspieler verlängerte per Hackentrick zu Smolarek und der traf. Wie an der Schnur gezogen flog der Ball in den Torwinkel. Polen-Star Smolarek wußte auch schon, wo und wie man in Frankfurt am besten jubelt. Mit hocherhobenen Armen rannte er zur Fankurve und ließ sich feiern.

Fortuna Düsseldorf war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht richtig auf dem Platz, schien trotz der warmen Temperaturen kalt erwischt. Da lief nicht viel. In der 9. Minute der zweite Schlag für die Gäste. Dieter Kitzmann zog eine Flanke hoch vors Tor, Fortuna-Libero Holger Fach fälschte das Leder ab, und der kleinste Frankfurter wurde in dieser Szene zum Größten. Wolfgang Kraus köpfte den Ball ins Tor, feierte damit mit dem 2:0 standesgemäß seine Heimkehr.

Nun lief das Spiel. Kein Wunder, mit zwei blitzsauberen Treffern im Rücken. Andy Möller, der dritte Neuling im Team, schlug zwei, drei Zauberpässe, bekam selbst dann noch Beifall, als Kitzmann den Ball nicht mehr erlaufen konnte. Die nächste Chance hatte dann Armin Kraaz. Nach einer schwachen Abwehr von Torhüter Schmadtke zog der Vorstopper mit dem linken Fuß ab, der Ball flog ganz knapp übers Tor.

Nach einer halben Stunde mußte die Eintracht das Tempo drosseln und den Düsseldorfern etwas Platz zum Spielen lassen. Die Fortuna fing sich langsam und erkämpfte sich die ersten beiden Möglichkeiten. Demandt wurde in der 37. Min. zu weit abgedrängt, kurze Zeit später verfehlte Blättel aus Abseitsposition ganz knapp.

Dann die wohl entscheidende Minute des Spiels. Zunächst, in der 43., eine Riesenmöglichkeit für den Düsseldorfer Ralf Dusend: Frei kam er am Elfmeterpunkt zum Schuß, zielte aber genau in die Mitte des Tores. Gundelach hielt und schlug den Ball sofort in den eigenen Angriff. Smolarek war einmal mehr von seinem polnischen Landsmann Wojtowicz nicht zu stoppen, zog mit dem linken Fuß ab. Schmadtke streckte sich, wehrte zur Seite ab, und Dave Mitchell hatte keine Mühe mehr, den Ball ins verlassene Tor zu schieben. Das 3:0 war verdienter Lohn für die fleißige Laufarbeit des Australiers.

Düsseldorf versuchte nach dem Wechsel das Blatt zu wenden, drückte aufs Tempo, spielte für wenige Minuten überlegen. In der 49. Minute fast das erste Tor der Gäste: Frankfurts Torwart Gundelach, der bei hohen Bällen nicht immer sicher wirkte, wehrte schwach ab, Weikl schoß sofort, doch Armin Kraaz stand auf der Linie und rettete. Es war die beste, für lange Zeit die letzte Chance der Gäste. Die Eintracht übernahm wieder das Kommando und versetzte der Fortuna bald den „Todesstoß“. In der 58. Minute trat Andy Möller einen Eckball hoch nach innen, Thomas Berthold stieg nach oben und köpfte ein. Thomas Schmadtke sah dabei ganz schlecht aus.

Danach spielten die Frankfurter mit ihrem Gegner Katz und Maus, konnten teilweise sogar brillieren. Dave Mitchell lebte in der Sturmspitze geradezu auf, zeigte eine famose Leistung und versprach viel für die Zukunft. Andreas Möller, das 18jährige Supertalent, bestätigte all die Vorschlußlorbeeren, die ihm vorausgeeilt waren. Schnell, technisch perfekt, selbstbewußt — so wird er' zum neuen Eintracht-Spielmacher.

Die große Show aber zog Wlodzimierz Smolarek ab. Mit seinem zweiten Tor in der 65. Minute krönte er seine Glanzpartie. Es war eigentlich der Treffer von Dave Mitchell. Mit einem spektakulären Fallrückzieher bereitete der Australier das 5:0 vor, Smolarek brauchte nur noch einzudrücken. Dabei verletzte sich der Pole leicht, mußte ausgetauscht werden. Für ihn kam mit Reinhold Jessl ein weiterer Neuling, später wechselte Trainer Weise für den stark spielenden Manfred Binz mit Volker Münn auch den fünften Neuen ein. Beide fügten sich gut ein, konnten am Ende mit ruhigem Gewissen mitfeiern, als die Spieler geschlossen zum Fanblock liefen und im Beifall badeten.

Trainerstimmen

Dieter Brei (Düsseldorf): „Wenn man so hoch motiviert in das Spiel geht und dann 0:5 zum Bundesliga-Auftakt verliert, fehlen einem die Worte. Über die Dauer des Spiels hatten auch wir unsere Torchancen. Spielentscheidend war die Szene kurz vor der Pause, als wir die große Chance zum 1:2 vergaben und dann das dritte Tor kassieren mußten. Gegen die ersten beiden Tore nach drei und neun Minuten waren wir machtlos, das hat natürlich auch der Moral Abbruch getan. Wir müssen dieses Ergebnis im Laufe der Saison ausbügeln.“

Dietrich Weise (Eintracht Frankfurt): „Diesen Erfolg hatte ich nicht erträumt. Entscheidend war, daß überall das Positive überwogen hat, obwohl auch noch Fehler da waren. Von Smolarek hatte ich diese großartige Leistung noch nicht erwartet. Dieser Sieg im ersten Heimspiel war wichtig, wir haben bewiesen, daß wir doch etwas stärker sind, als viele uns zugetraut haben. Thomas Berthold hat sich in die neue Rolle als Libero schnell hineingefunden, er hat diszipliniert gespielt, wenn auch ein gewisser Schuß Leichtsinn nicht zu übersehen war.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 10.08.1986)

 

 

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